Ofentagebuch
2023-04-10: Erster Schrühbrand
Aus Mangel an Ware ist der Ofen nur sehr luftig befüllt. Programm 1 ist: 6h auf 600°, Max: 960°, 5min. Segerkegel: Keine weil keine vorhanden
Start: 14:36. Vollast: 22:36. Fertig: ? Abkühlung: 11. April 18:00 260°, 12. April 18:00 40° und Große Eröffnung Strom: 88,4kWh
Ergebnis: sieht sehr gut aus. Keine Stücke sind geplatzt. In wenigen Tassenböden sind leichte S-Risse.
Beobachtung: Die Steuerung irrt mit der Zeit. Die 600° sind erst nach 8h erreicht. Der Brand wurde für 10 Minuten bei ca. 60° unterbrochen um die Rückwand zu montieren. 400V and small people: Don't mix.
2023-06-20: Zweiter Schrühbrand
Der Ofen ist auch diesmal nicht ganz voll sondern nur locker beladen. Leider beschließt die Steuerung quasi von anfang an zicken zu machen. Erst ereicht sie nicht ansatzweise die programmierte Geschwindigkeit, dann schaltet sie – ohne die gesetzte Temperatur erreicht zu haben – auf full power. Der Brand ist trotzdem erfolgreich, allerdings nur durch stundenlanges händisches Aus- und wieder Einschalten. Deswegen auch kein großer weiterer Erkenntnisgewinn.
Füllstand: 30kg
2023-02-16: Erster Glattbrand
Der Ofen versucht weiterhin dem Töpferwesen das Leben schwer zu machen. Diesmal ging es um einen Glattbrand mit den *gesammten* bis dato erstellen Werken auf angepeilte Temperatur von 1180°C (s.u.). Gleichzeitig sollen Vergleichsdaten gesammelt werden um die neue Steuerung damit einrichten zu können. Der Ofen heizt fröhlich los, scheint aber nicht so schnell aufzuheizen wie er es eigentlich sollte. Nach längerer Fehlersuche fällt auf, dass diesmal eine Heizspirale durchgebrannt ist und die eine Seite des ofens (links) schon rotglühend, die andere (rechts) dafür noch dunkel ist. Guter Rat scheint schwierig weil sowohl abbrechen als auch weitermachen vermutlich zum Ausfall des kompletten Inhalts. Nach ausführlicher Beratung überbrücke ich die ausgefallen Spirale. Der jetzt wieder mit strom versorgte Strang heizt jetzt mit gut 20% mehr Leistung und es bleibt *sehr spannend* ober er das aushällt. Zum Schluss muß trotzdem Vollgas gegeben werden um die Temperatur zu erreichen. Die Taktik mit der Orientierung am Fallen der ausführlich bestückten Kegel funktioniert auch nur so ungefähr, da die sichtbarkeit der Kegel ab 1100°C rapide abnimmt. Die Thermometer liegen auch um die 200°C auseinander. Zu guter Letzt klappt der Brand dann aber doch und sogar die Temperatur wurde halbwegs gut erreicht wie die Kegel beweisen.
A new hope
Ich habe mir so ein bischen Gedanken gemacht. Ich würde mir vorstellen wir machen in Zukunft* zwei Tracks.
Erster Track: Brot und Butter / Cone 4
Einer ist der Brot und Butter 1x Brand. Das ist Glasur und Schrühen in einem. Der ist gut für fast alles und gibt auch schnellere Ergebnisse. Ich hatte neulich nochmal gelegenheiten mit K. (Töpferin) zu sprechen und sie wirbt da für 1180 Grad traditionell von ihrem Sensei. Bei der Temperatur sollten die meisten Tone schon sintern und das Ergebnis frostsicher sein. Die allermeisten Glasuren machen das auch brav mit auch wenn auf der Anleitung anderes steht. G. hat schon ganz viele Probestücke von Glasuren bei der Temperatur. Ich hab mittlerweile auch unsere Glasuren getestet und sie funktionieren noch gut.
Der zweite Track: Schrüh und Hochbrand / Cone 9
D.h. erst ein Schrühbrand relativ niedrig so um die 900°C. Dann ein „Glattbrand“ bei um die 1240-1280. Dabei werden die Scherben dann richtig richtig dicht und robust. Das hält dann auch nicht mehr jede Glasur aus die wir haben und auch nicht jeder Ton. Dafür sind jetzt Tauchglasuren möglich.
Ob wir gleich mit Track 1 starten können hängt noch von Brennproben des W19 ab. Wenn das bei 1180 klappt, dann gehts gleich damit los. Wenn der W19 zickt, dann können wir auch noch einen niedereren Brand einschiben. Der wird dann vermutlich so um die 1140 liegen.
Resources
Die en wikipedia hat eine Übersicht über Pyrometrische Kegel (Segerkegel, die normalerweise Orton Kegel sind…) incl der seltsamen a Nummerierungen https://en.wikipedia.org/wiki/Pyrometric_cone